WAS IST EINE GESTOSE ODER PRÄ-EKLAMPSIE ÜBERHAUPT?

Oder: „HYPERTENSIVE SCHWANGERSCHAFTSERKRANKUNGEN“

Auf unseren Seiten geht es um die sog. „Spätgestosen“ mit Blutdruckerhöhungen, Eiweißausscheidungen, Wassereinlagerungen, Leber- oder Nierenfunktionsstörungen. Informationen zu den sog. „Frühgestosen“, zu denen übermäßiges Erbrechen „Hyperemesis gravidarum“ und übermäßige Speichelbildung „Hypersaliva gravidarum“ zählt, finden Sie hier nicht, sie sind nicht unser Thema.

Gestose heißt „gestörte Schwangerschaft“.

Störungen können bei einem oder mehreren Faktoren auftreten, die für die Schwangerschaft besonders bedeutungsvoll sind:

 

    Eine multifaktorielle Erkrankung

  • Kreislauf und Stoffwechsel der werdenden Mutter
  • hormonelle Einstellung und Gefäßweitstellung bei der Mutter und in den Plazentagefäßen,
  • unbeeinträchtigte Einnistung und Ausbildung der Plazenta
  • ungestörte Funktion der Plazenta bis zum Abschluss der Geburt
  • Bildung und Aufrechterhaltung einer größeren Blutmenge,
  • ordnungsgemäße Blutbildung und Blutgerinnung

Früher oder später haben diese Faktoren, einer oder mehrere, Einfluss auf den normalen Schwangerschaftsverlauf und machen oft eine vorzeitige Geburt des Babys notwendig. Dies kann durch entsprechende Symptome bei der Mutter oder eingeschränkte Versorgung des Babys ausgelöst werden, schlimmstenfalls durch beides zu einem besonders frühen Zeitpunkt der Schwangerschaft. Die meisten Störungen beginnen um die 28. SSW. und verstärken sich innerhalb weniger Wochen, früheste (seltene!) Fälle wurden zwischen der 17. SSW. und der 21. SSW. beobachtet.

Die Ausprägung der Komplikationen ist nicht unbedingt vom Schwangerschaftszeitpunkt abhängig, jedoch verlaufen die frühen Fälle oft besonders schnell und schwerwiegend. Auf jeden Fall ist eine engmaschige Überwachung durch den niedergelassenen Frauenarzt/ärztin und ggf. in der Klinik notwendig. Wir möchten dazu beitragen, dass Sie zum einen über die Symptome und notwendige Maßnahmen informiert werden und zum anderen alle Möglichkeiten kennen lernen, die Sie selbst zur Verbesserung der Situation beitragen können.

Etwa 5 – 8 % aller Schwangerschaften sind von diesen Komplikationen betroffen:

Präeklampsie
sind Blutdruckerhöhungen erstmalig nach der 20. SSW., mehrfach über 140/90 oder einmalig über 160/100, gemessen, zusammen mit Eiweißausscheidungen über 0,3 g im 24-Stunden-Urin.

Schwangerschaftsinduzierter Hochdruck
bezeichnet erstmalige Blutdruckerhöhungen nach der 20. SSW. (wie oben), ohne Eiweißausscheidungen.

Propfgestose
bezieht sich auf weiteren Blutdruckanstieg in der Schwangerschaft bei Frauen, die unter chronischem Bluthochdruck leiden, auch mit Eiweißausscheidungen oder weiteren Symptomen (s.o.).

Mit Eklampsie
bezeichnet man Epilepsie-ähnliche Anfälle, die mit Bewusstseinsstörungen und Krämpfen auftreten und schlimmstenfalls im Koma enden können. Sie kommen heute aber immer seltener vor, weniger als 1 x bei 1’200 – 1’300 Schwangerschaften.

Es gibt keine einzelnen Ursachen für diese Erkrankung, sie wird z.B. nicht durch Bakterien oder Viren ausgelöst. Es gibt aber viele Hinweise darauf, dass die klassische Gestose mit den Symptomen Wassereinlagerungen in den Beinen und Händen (Ödeme), erhöhtem Blutdruck und Eiweiß im Urin durch akuten Nährstoffmangel entsteht. Deswegen wird sie auch zunehmend „Stoffwechselstörung der Spätschwangerschaft“ genannt.

Es gibt noch andere Erscheinungsformen, bei denen z.B. die Ödeme fehlen können, das Baby aber nicht ausreichend versorgt wird (Plazentainsuffizienz). Diese Form entsteht meist durch Nährstoffmangel zu einem frühen Zeitpunkt in der Schwangerschaft, manchmal sogar schon vor der Empfängnis. Man weiß seit kurzer Zeit, dass auch immunologische und thrombophile (= Thromboseneigung) Ursachen bei manchen Frauen zu dieser Erkrankung führen können.

Die EPH-Gestose ist bis zu 50% verantwortlich für Frühgeburten. Deswegen ist es unser größtes Ziel, eine zu frühe Entbindung so weit wie möglich zu verhindern. Manchmal muss aber trotzdem im Interesse von Mutter und Baby die Geburt vor dem Termin stattfinden.

Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass eine gute, ausgewogene Ernährung mit eiweißreicher, kalorienreicher und keineswegs salzarmer Kost, einen positiven Einfluss auf den Verlauf der Schwangerschaft hat und das Auftreten einer Gestose in vielen Fällen zu verhindern oder zu lindern hilft. Selbst bei schon bestehenden Beschwerden, vor allem Ödemen, können diese erheblich gemindert werden.

Die bisher übliche Behandlung mit Reis-/Obsttagen, salzarmer und flüssigkeitsreduzierter Kost sollte von jeder werdenden Mutter strikt abgelehnt werden, da sie nicht hilft und die Erkrankung sogar noch verschlimmern kann. Entwässerungsmittel dürfen schon seit 1986 nicht mehr eingesetzt werden, auch pflanzliche Varianten, wie zum Beispiel Brennnesseltee usw., sollten nicht benutzt werden!

Vom HELLP-Syndrom spricht man, wenn sich die Blutgerinnungswerte drastisch verschlechtern und bestimmte Leberwerte stark ansteigen. Das häufigste Anzeichen hierfür sind unerträgliche Schmerzen im Oberbauch, die auch bis in den Rücken ausstrahlen können.

Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten vermitteln die Gestose-Frauen Deutschland gerne in einem individuellen telefonischen Beratungsgespräch. Bitte nutzen Sie vorab die Möglichkeit, sich mit Hilfe des ausführlichen Informationsmaterials (www.gestose-frauen.de) gezielt zu informieren, die Antworten auf die häufigsten Fragen wurden dort für Sie zusammen gestellt.

Dort finden Sie viele Details über diese Erkrankung, Hinweise zur Vorbeugung oder im akuten Fall, mit den Möglichkeiten über zusätzliche Vitamingaben, Salzgaben, eiweißreiche Kost, ggf. über Aspirin, Heparin und viele weitere Aspekte. Bitte sehen Sie sich die Auswahl unter dem Literaturlink oder im Passwort-geschützten-Bereich an.

 

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